Kinderrechte auf Spielfesten – eine effektive Methode zur Informationsvermittlung

Ein Interview mit Anna Schledorn

Der Bekanntheitsgrad der Kinderrechte in Deutschland ist nach wie vor gering. Eine Mehrheit der Bevölkerung kennt sie nur dem Namen nach oder gar nicht. Dieses Bekanntheitsdefizit müssen besonders kinderfreundliche Städte und Kommunen ernst nehmen. Denn nur wenn umfassend und generationenübergreifend über Kinderrechte informiert wird, kann die lokale Unterstützung für eine anspruchsvolle Kinderrechtspolitik funktionieren.

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Kinder- und Familienfeste eignen sich sehr gut zur Informationsvermittlung. Je stärker Kinder und Jugendliche selbst in die Information über Kinderrechte einbezogen sind, desto wirksamer fällt ihre Vermittlung aus. Die Informationen haben dadurch aktivierenden Charakter.

Die Stadt Regensburg hat sich in ihrem Aktionsplan – im Rahmen der Teilnahme am Programm „Kinderfreundliche Kommunen“ – das Ziel gesetzt, dass die UN-Kinderrechte möglichst vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bekannt sind und dass sie zur Realität im Lebensalltag aller Regensburger Kinder und Jugendlichen werden.

 

  • Welche Formate hat Regensburg entwickelt, um spielerisch auf die Kinderrechte aufmerksam zu machen? Wie kann man Kinder und Jugendliche an der Vorbereitung und Durchführung beteiligen?

Schilder auf Spielplätzen: Kinder einer Regensburger Grundschule haben sich im Kunstunterricht mit den Kinderrechten beschäftigt und Bilder zu den wichtigsten Rechten gemalt. Davon wurden Bilder, die am besten gepasst haben, von einer Designerin professionell aufgearbeitet und mit kurzen Erklärungen versehen. Die Schilder wurde gedruckt und in allen Stadtteilen auf größeren Spielplätzen und im Schulhof der beteiligten Schule aufgestellt. Jetzt können sich Kinder und Familien während ihres Besuches auf dem Spielplatz über die Kinderrechte informieren.

Das Amt für kommunale Jugendarbeit hat Banner entwickelt, die die wichtigsten Kinderrechte und deren Umsetzung vor Ort in der Kommune mit gut verständlichen, kurzen Text und plakativen Bildern kindgerecht erklären. Diese Banner werden auf Spiel- und Familienfesten aufgehängt – beispielsweise bei jährlichen Familienspielfesten beim Villapark, beim Kinderbürgerfest oder auf der Familienmesse im Einkaufszentrum.

Auch der Spielbus der Stadt Regensburg verwendet sie teilweise bei Einsätzen.

Infostände, Spiele und Aktionen entstehen in der Regel in Kooperation mit UNICEF Regensburg und dem Deutschen Kinderschutzbund Regensburg.

Kinderrechteagentur bei Mini-Regensburg: Das ist eine Spielstation, speziell dafür entwickelt, in Mini-Regensburg die Kinderrechte zu thematisieren. Aufgabe der Station ist es Materialien so vorzubereiten und Personal bereitzustellen, dass Kinder, die in der Station „arbeiten“ (siehe Spielform Mini-Regensburg auf www.miniregensburg.com) andere Kinder in Mini-Regensburg über die Kinderrechte informieren. Beispiele: Sie erstellen Berichte und Infos zu Kinderrechten mit Pressekonferenzen für die „Mini-Medien“ wie z.B. Fernsehen, Radio, Online-Redaktion und Zeitung. Sie bereiten Vorlesungen für die Mini-Uni und Vorträge und „Fortbildungen“ für einzelne Spielstationen vor und halten diese Fortbildungen auch. Sie organisieren Infoveranstaltungen auf der Bühne, zu denen Fachkräfte kommen, die in Regensburg Kinderrechte umsetzen, wie z.B. Mitarbeiter_innen von KOKI oder der Jugendschutzstelle.

Außerdem haben sie in diesem Jahr zum Thema „30 Jahre Kinderrechte“ eine Ausstellung zu den Kinderrechten mit Bildern, Zeichnungen und selbstgeschriebenen Texten (Erklärungen aber auch persönliche Meinungen) erstellt und diese im Mini-Museum ausgestellt. Zur Ausstellungseröffnung haben sie eine große Kinderrechte-Demo in der Spielstadt organisiert. Bei der Kundgebung durften Kinder aus allen Spielstationen einen Satz zu unterschiedlichen Kinderrechten und den Zusammenhang mit ihrer Station ins Mikrofon sprechen.

 

  • Was sollten Städte und Kommunen bei der Planung im Vorfeld berücksichtigen? 

Es braucht ausreichend Personal und gute Materialien. Gut geeignet sind beispielsweise unsere Banner zum Aufhängen. Ich finde es wichtig, die Kinderrechte immer in Bezug zur Lebenswelt der Kinder zu erklären. „Was hat das mit meinem Alltag zu tun? Wie wird es in Regensburg umgesetzt? Wo und wie erreiche ich bei Bedarf Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für die einzelnen Themen? Wer hilft das Recht zu verwirklichen?“

 

  • Welche Akteur_innen sollten involviert sein, um möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen? 

Für die Spielfeste haben wir die Offene Kinder- und Jugendarbeit, UNICEF und den Kinderschutzbund angesprochen.

Wenn ich viele Kinder erreichen will, zum Thema Kinderrechte, muss ich an Schulen gehen, aber das hat mit Spielfesten nichts zu tun. Und unsere Schulen sind sowieso stark ausgelastet. Außerdem erzählen viele Kinder, dass die Schulen das Thema im Unterricht mit ihnen bearbeiten.

 

  • Wodurch können Spielfeste Nachhaltigkeit erlangen? 

Spielfeste sind Spielfeste – nicht mehr und nicht weniger. Sie geben gute Möglichkeiten für Kinder und Familien eine schöne Zeit mit Spiel und Spaß zu verbringen und sie bieten Raum für Begegnung und Möglichkeiten Neues zu entdecken. Unsere sind insofern „nachhaltig“ als, dass sie zuverlässig seit Jahren durchgeführt werden und nicht mal sporadisch. Durch unsere Kooperationen entsteht Kontakt zu anderen Trägern, die sich dadurch wiederum mehr mit den Kinderrechten befassen. So gab es bei uns beispielsweise den Effekt, dass die AOK Gesundheit jetzt auch als ein Kinderrecht wahrnimmt. Außerdem werden wir durch solche Feste als ein Amt wahrgenommen, welches sich um Kinderrechte kümmert.

 

Anna Schledorn

Dipl. Sozialpädagogin, Jugendhilfeplanerin der Stadt Regensburg im Amt für kommunale Jugendarbeit

Redaktion Kinderfreundliche Kommunen e.V.