9. Teil der Serie: Meilensteine auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune

Ein Fachbeitrag von Prof. Dr. Roland Roth

Neunter Meilenstein: Kindertagesstätten, Schulen und andere Kinder- und Jugendeinrichtungen sensibilisieren und einbinden

Auf den ersten Blick mag diese Etappe wie der Versuch erscheinen, Eulen nach Athen zu tragen. Sind Einrichtungen, in denen sich Kinder und Jugendliche freiwillig oder pflichtgemäß aufhalten, nicht ohnehin strikt an Kinderrechten orientiert?

 

Unstrittig ist jedoch, dass gerade in Kinder- und Jugendeinrichtungen, die den Alltag von jungen Menschen weitgehend und in wachsendem Maße prägen, in Sachen Umsetzung der Kinderrechte oft noch Luft nach oben ist. Nicht zuletzt bei dieser Aufgabe entscheidet sich, ob eine Kommune von der nachwachsenden Generation als kinderfreundlich wahrgenommen wird.

Gerade in jüngerer Zeit mehren sich die Anstrengungen, die Stimme von Kindern und Jugendlichen in ihren Standardeinrichtungen zu stärken und diese kinderfreundlicher zu gestalten.

 

  • Experten in eigener Sache

Kita-Verfassungen garantieren Kindern, Eltern, Erzieherinnen und Erziehern Mitsprache und Gestaltungsrechte bzw. sie bieten Regeln zur Moderation von Konflikten an. Kita-Kinder können die Qualität ihrer Einrichtungen bewerten und fordern einen stärker an ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten orientierten Alltag.

Die Ausgestaltung von Beteiligungsrechten spielt auch in Schulen eine wachsende Rolle. „Klassenräte“ beerben die einflussarme Tradition der Schülermitverantwortung. Zur demokratischen Schulkultur tragen heute auch Schülerhaushalte bei, die der Schülerschaft Ressourcen zur Verfügung stellen, um eigene Projekte zur schülerfreundlichen Gestaltung ihrer Schule vorzuschlagen, auszuwählen und umzusetzen.

 

  • Selbstverwaltung ausbauen

Selbstverwaltung und ein eigenes Budget für Projekte gehören schon länger zum Alltag in vielen Einrichtungen der offenen Jugendarbeit. Solche Beispiele der partizipativen Öffnung gibt es inzwischen in größerer Zahl, oft sind sie jedoch vereinzelte Leuchttürme oder bescheidene Teelichter in der kommunalen Landschaft geblieben. Gemeinsam ist diesen Reformanstrengungen eine Verknüpfung von verstärkter Partizipation mit Schutz- und Entwicklungsrechten, die sowohl den Kindern und Jugendlichen selbst, wie auch den Einrichtungen und den dort Beschäftigten zugute kommen.

 

  • Kinder von heute sind selbstbewusst und urteilsfähig

Die Mehrzahl der Kinder wächst heute in „Verhandlungsfamilien“ auf. Sie haben gelernt mitzureden, wenn es um ihre Angelegenheiten geht. Diese Fähigkeit und Bereitschaft ist eine zentrale, noch zu wenig genutzte Ressource auf dem Weg zu einer kinderfreundlichen Kommune.

 

Autor
Prof. Dr. Roland Roth, Hochschule Magdeburg-Stendal,
Sachverständiger Kinderfreundliche Kommunen e.V.
 

Serie im Fachportal Weitere Meilensteine auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune werden in den nächsten Wochen im Fachportal veröffentlicht. Der gesamte Beitrag lässt sich am Ende der Veröffentlichungen als PDF downloaden.