4. Teil der Serie: Meilensteine auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune

Ein Fachbeitrag von Prof. Dr. Roland Roth

Vierter Meilenstein: Ist-Zustand erheben und Zukunftsperspektiven formulieren

Auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune sind wiederholte Bestandsaufnahmen sinnvoll, um nicht im Blindflug zu agieren, sondern effektiv und zielgerichtet.

 

Auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune sind wiederholte Bestandsaufnahmen sinnvoll, um nicht im Blindflug zu agieren. Dabei können drei aktivierende Zugänge kombiniert werden:

  • Erstens verfügen Kommunen in der Regel über eine Fülle von meist verstreuten Informationen über die soziale Lage ihrer Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Familien. Das Spektrum reicht von Daten aus der Sozial-, Kinder- und Jugendhilfeplanung bis zu Bildungs- und Integrationsberichten. Sie möglichst zeitnah und systematisiert zusammenzuführen, lässt auch solche Lagen und Bedarfe deutlich werden, die nicht von artikulationsstarken Gruppen vorgebracht werden.
  • Zweitens ist es ratsam und hilfreich, das bereits vorhandene Fachwissen, Praxiserfahrungen und die Expertise der kinder- und jugendpolitischen Akteur_innen in der Kommune zu nutzen. Gelegentlich gelingt dies bereits in den obligatorischen Kinder- und Jugendhilfeausschüssen. Einige Kommunen verfügen über Kinder- und Jugendbüros oder Beauftragte, die sich dieser Aufgabe widmen. Ziel sollte es sein, möglichst alle wichtigen kinder- und jugendpolitischen Akteure regelmäßig an einen Tisch zu bringen, um zu gemeinsamen Lageeinschätzungen zu kommen und Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
  • Drittens gilt es, getreu dem Motto der Kinderrechtsbewegungen „Nichts für uns, ohne uns!“, Kinder und Jugendliche in solche Prozesse von Anfang an einzubinden und ihnen dabei eigene Recherchen zu ermöglichen und Diskussionsräume zu eröffnen. Dies kann in den vielfältigen Formen der Kinder- und Jugendbeteiligung geschehen. Verbreitet sind z.B. Jugendforen oder Zukunftswerkstätten. Repräsentative Formen der Interessenvertretung, wie z.B. Kinder- und Jugendparlamente können, wenn sie vorhanden sind, einen kontinuierlichen Beitrag leisten. Zunehmend werden auch Kinder- und Jugendinitiativen Ressourcen zur Verfügung gestellt, damit sie eigene Befragungen unter Gleichaltrigen starten können, die zugleich mobilisierenden Charakter haben können. Mit der Ausbreitung sozialer Medien sind die Kosten und die Zugangshürden für Onlineversionen solcher Befragungen erheblich abgesenkt worden.

Fazit

Wichtig ist bei alledem, dass es nicht bei Daten-Friedhöfen und langen Wunschzetteln bleibt, sondern die Ergebnisse der Bestandsaufnahmen zu konkreten Handlungsperspektiven führen.

Autor

Prof. Dr. Roland Roth, Hochschule Magdeburg-Stendal, Sachverständiger Kinderfreundliche Kommunen e.V.